noise hat geschrieben:Schmerzen.
Tja, Jungs und Mädels. Das passiert, wenn man von sich ähnlich unüberlegte, überspitzte und polemische Beiträge gibt, wie das was hier teilweise vorher kam. Nur, halt, in der entgegengesetzten Richtung - mal nicht gegen die böse-böse Uni.
Baumchen, und vlt. paar ander Ex-Asta-Mitglieder, kennen mich vermutlich gut genug um zu wissen, dass das vorhin nicht ernst gemeint sein kann. Auch 4,5 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit als Betreuer für Kinder mit Behinderung, bzw. Mitglidschaft in studentischen Selbstverwaltung, nur, halt, nicht an der Uni, sagen aus, dass sich hinter diesem Nickname nicht unbedingt ein menschenverachtendes Arschloch verbirgt.
Nun, diesmal ohne jemanden zu trollen:
-- Ja, es ist überaus so, dass die Studenten sich mittlerweile mit jedem Mist beschäftigen, nur nicht damit, wozu die eigentlich hierher kamen - zum Lernen. Primär, aber mit ihrem Mikrokosmos. Etwas Asta-Engagement wäre in der tat zwingend notwendig und nicht das, womit ein durchschnittlicher Student seine in der tat vorhandene Freizeit normalerweise verbringt. Nach lari-fari-Schule, wie die Deutschen sie mittlerweile kaputtreformiert haben (jeder Vollidiot kriegt sein Abi. Wo ist die Herausforderung?) kommt eine lari-fari-Einstellung gegenüber der Uni. Da braucht man mir nicht mit den Suizid-Artikeln über die chinesischen Studenten zu kommen. Ihr habt es euch mittlerweile echt zu leicht gemacht, als dass es hierzulande eine Gefahr für Selbstmordenanstieg gäbe. Dazu, wie es Baumchen richtig sagt, Konsumentenschlampen-Leben ohne Faszination für irgendwas, außer für den neusten iPad und ständig in die hintern geschobene Gelder und Sachen. (Die, bei denen es nicht so ist, sollen sich jetzt auch nicht angesprochen fühlen). Und selbst die, die etwas tun wollen sind in der kürzester Zeit demotiviert weil sie das Gefühl haben, dass ihr Werk keiner braucht hier. Dominik, Sam, Ingo, die anderen... Die tun mir einfach leid, dass diese graue, gesichtslose Menschenmasse, genannt Studierendenschaft, nicht in der Lage war auch nur ein Bisschen dafür dankbar zu sein, dass die sich so die Hintern aufgerissen haben.
-- Wozu zum Mond fliegen? Bin ich jetzt bescheuert? Mars? Was haben wir denn dort verloren? Mal Hungerprobleme dahingestellt (wenn wir weniger konsumieren würden und mehr für Visionen leben und arbeiten würden, als für das Geld, wären Mond UND satten Bäuche möglich), durch globale Ideen wie Raumfahrt (sei sie auch durch den kalten Krieg bedingt gewesen) oder durch lokales nationales Stolz haben wir uns Zeit lang als Spezies weiterentwickelt. Weil Millionen von Menschen sich zu etwas angezogen füllten, was größer war, als das leben des einzelnen oder die Interessen des einzelnen Staates. Und ja, damit hatten die 33er bis 45er, in der Tat uns so einiges voraus. Sie waren in der Lage für eine Idee zu kämpfen, nur schrecklicherweise für die falsche Idee. Dass es mit den selben Menschen auch anders ging, haben die mitte-50-ern mit dem Wirtschaftswunder gezeigt. Erst danach haben sie den Fehler gemacht und haben angefangen ihren Kindern alles in den Arsch zu stecken ("lass es den kleinen besser gehen, als es bei uns der Fall war"). Und dann kam eine Generation, die auch für die Idee gekämpft hat, aber völlig bescheuerte und die dazu führte, dass wir heute für gar nichts mehr kämpfen können. Und dass heute jeder alles darf, nur niemand dafür eine moralische oder sonstwelche Verantwortung trägt.
Uni als Ort für die Freiheit der Lehre und für die Freiheit an sich? Selbstverständlich! Ein haufen noch nicht ganz desillusionierter junger Menschen, mit denen man hätte 1000 Mal mehr anfangen können, als der Fall ist. Nur man soll zwischen der "Freiheit" und "Freizügigkeit" unterscheiden.
Gott sei Dank es gibt Ausnahmen. Ich habe die Ehre seit 3 Jahren bei dem größten selbstgebauten U-Boot der Welt mitzumachen. Der Erfinder davon hat es 12 Jahre geplant und 12 Jahre mit seinem Geld gebaut. Warum? Was will dieser bescheuerter Mensch mit einem eigenen 70-Tonnen U-Boot? Nicht wahr? Seit ich lesen und gucken kann, haben mich technische Bücher, Enzyklopädien, Filme von Jacques Yves Cousteau bewegt. Sodass in der 11 Klasse nicht nur die Wahl des Studiums, sondern exakte Wahl des Unterwasser-Themengebiets völlig klar war und seitdem gehe ich konsequent in die Richtung. Selbst trotz aller Fehlschläge und Versagensängste. Was hat euch je irgendwohin bewegt? Wie habt ihr euch für euer Studium entschieden? Man hört immer wieder: "Ja, wusste nicht genau was ich machen will, dann klang das nett und jetzt studiere ich das", oder, wirklich schlimme "Ich mache es wegen der Kohle". Oder, mal erlebt - "Aus der Graslaune heraus". No comment. Wo ist bei den meisten dieser Funken Faszination für irgendwas in den Augen? Wo die Gänsehaut, wenn ihr vor dem fahrzeug steht oder Gerät in der Hand hält, was stellvertretend für euer Studium ist? Wo ist das Gefühl der Zugehörigkeit zu etwas großem? Wo ist das Idelaismus? Wo ist die Vorstellung von der Romantik der Ingenieurkunst? Ach ja, stimmt, so eine "Saturn-5" oder "Space shuttle" ist eh unnütz. Was ist noch so alle unnütz? Zu jung gewesen um bescheid zu wissen? Bullshit! Wenn man Faszination für etwas mit in die Wiege gelegt bekommen hat, begleitet es einen leben lang. Sorry, dass das vlt. ungerecht hart kommt, aber wenn man Fanatiker dessen ist, was man liebt, neigt man zum Überzeichnen dessen Wichtigkeit.
(Und an dieser Stelle muss ich mich vielleicht dafür entschuldigen, dass fast alle meine Beiträge zu viel von "Ich", "Mich", "Mein" usw. beinhalten. Ich weiss nicht wie man jemanden besser motivieren kann, als mit eigenem Beispiel. Auch ohne sich für etwas besseres zu halten. Nur damit ich nicht als überhebliches Arsch missverstanden werde).
DAS, genau diese Mentalität ist irgendwo auch der wahre Grund für TU ohne ASTA! (Boah, war es weit herausgeholt!
)
-- Ja, es ist überaus so, dass vergessen wird, dass einziger Zweck einer Hochschule Forschung und Lehre ist. Das egozentrische engstirnige Missionieren, und ständiges mit sich selbst Beschäftigtsein ist in der Tat eher eine Eigenschaft von unseren hauseigenen rasterzöpfigen Barackenbewohnern.
Ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est.
Seneca, "Epistulae morales ad Lucilium", VIII, LXXI, 3