Praktikum als Absolvent

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insane
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Praktikum als Absolvent

Beitrag von insane » Fr, 26. Mär. 10, 10:09

Moin zusammen,

ich möchte euch kurz berichten, was mir gestern widerfahren ist und euch um eure Meinung bitten.

Ich habe im November 2009 meinen MB Abschluss gemacht. Davor habe ich auch noch eine Ausbildung im technischen Bereich gemacht. Meine Noten sind nicht perfekt aber im guten Durchschnitt. Eigentlich nichts, um das man sich sorgen müsste.

Ich habe dennoch viel Stress mit meinen Bewerbungen nach der Uni. Es läuft echt nicht gut. Ich habe wirklich schon viele Absagen bekommen. Meine Unterlagen an sich und die Form meiner Bewerbung stimmt. Das habe ich schon von vielen Personalexperten prüfen lassen. Nur zum Rahmen: Ich bin äusserst flexibel einsetzbar und meine Gehaltsvorstellungen liegen so bei +-43000e. Soweit.

Ich habe mich bei einem Dienstleister (P3 heisst der) für einen Einstieg im Bereich Produktentwicklung / Projektmanagement beworben. Die Firma schien mir ganz gut. Hat schon viele Auszeichnungen bekommen. Naja.

Gestern bekomme ich einen Anruf und die Dame fragt im Auftrag ihrer Chefin, ob ich auch bereit wäre 9 Monate Praktikum dort zu machen. Für 800e im Monat.

Puh! Ich habe dankend abgelehnt und mich echt gefragt was los ist in dieser Welt. Ich war echt sauer. Das Problem ist nur, dass ich bis jetzt (und ich schreibe wirklich viele Bewerbungen gerade) noch nichts Konkretes habe.
Wie findet ihr dieses Angebot? Genauso unverschämt und respektlos (wofür hab ich eigentlich an der TU studiert) wie ich. Oder müssen sich langsam auch Ingenieure auf die Generation Praktikum einlassen?

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jaronimo
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Beitrag von jaronimo » Fr, 26. Mär. 10, 10:19

Ganz ehrlich: Absolut unverschämt.

Es ist auch wirklich wichtig, dass sich kein Ingenieur dazu herablässt so in einen Job zu starten. Ansonsten machen wir uns selber den Markt kaputt.

Mich wundert aber ehrlich gesagt warum Du nichts findest.
Spass ist was Du draus machst!

netrus
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Beitrag von netrus » Fr, 26. Mär. 10, 10:25

Naja, unverschämt finde ich es nicht wirklich - das heißt nicht, dass ich darauf eingehen würde. Je nach Aufgaben im Job und vorherigen praktischen Erfahrungen dauert es eine Zeit, bis man produktiv arbeitet (9 Monate natürlich arg übertrieben). Solange der Arbeitsmarkt gut ist, erwarte ich von meinem Arbeitgeber, dass er mir diese Lernphase (von der ja auch in profitiere) finanziert - sobald der Arbeitsmarkt schwächelt (Krise und so), muss ich vielleicht breit sein, diese Lernphase selber zu tragen. Und 800 Euro/Monat sind etwas ganz anderes als etwa die prekäre Situation von Geisteswissenschaftlern, die teilweise über Jahre unbezahl arbeiten (-> Generation Praktikum). Ich habe keinen guten Überblick über den aktuellen Arbeitsmarkt, aber ich könnte mir vorstellen, dass jetzt die Wehen der Krise in der Realwirtschaft auf dem Höhepunkt sind - ich kenne mehrere Unternehmen, die derzeit (noch) Einstellungsstopp haben.
In deiner Situation würde ich darüber nachdenken, so ein Praktikum zu machen, und sich parallel weiter zu bewerben (vorausgesetzt, das Praktikum ist so angelegt, dass du 1) davon über die Runden kommst und 2) nützliche Erfahrungen und Referenzen sammelst). Und das Unternehmen will ich sehen, dass dich nach 9 Monaten guter Arbeit wieder vor die Tür setzt - die Frage ist nur, ob du dauerhaft auf ein Unternehmen Lust hast, dass so wenig Wert auf langfristige Bindung legt.

All das sind nur meine Gedanken zum Thema, ohne jeglichen Sachverstand -> Der Arbeitsmarkt liegt für mich noch einige Jahre in der Zukunft.


// edit: zum Thema Markt kaputt machen:
Man sehe meine Antwort bitte in dem Kontext, dass insane seit Monaten auf der Suche ist. Offensichtlich hapert es zur Zeit mit dem Markt: Es gibt keine Nachfrage. Und das sicher nicht, weil Unternehmen darauf pokern, die Konditionen drücken zu können - sondern weil es schlicht an Geld für Investitionen fehlt.

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Beitrag von Storm » Fr, 26. Mär. 10, 10:40

Solch ein Angebot ist unverschämt! Da verdient man als ungelernte Putze noch mehr.

Aber vor Dienstleistern würde ich mich eh etwas fernhalten.
Siehe http://www.mikrocontroller.net/topic/157455

Ich selbst habe mich bei einem Dienstleister (nenne ich ihn A) beworben und das allg. Bild was in dem Forum gezeichnet wurde, hat sich meines Erachtens erhärtet.
Bei dem Dienstleister A wird man nicht fest angestellt, sondern nur dann herangezogen, wenn die eigene Expertise einem Projekt entspricht und der Kunde einen will und diese Projekte dauern dann unterschiedlich lange (von 2 Monaten bis Jahre).
Das heisst man ist quasi Freiberufler ohne festes Einkommen.
Ob das nun bei anderen Dienstleistern anders ist, kann ich nicht sagen.
Ich empfehle aber keinem diesen Weg zu gehen.

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Beitrag von mojo » Fr, 26. Mär. 10, 12:26

Und das Unternehmen will ich sehen, dass dich nach 9 Monaten guter Arbeit wieder vor die Tür setzt
oh man bist du naiv. Das wird ungefähr jedes Unternehmen tun, und den nächsten einstellen für 800€, das ist ja gerade die Masche...

Also ich hätte das Praktikum auch nicht angenommen, wenn Sie ernsthaft Interesse gehabt hätten, hätten sie Dir ja einen befristet einen Arbeitsplatz geben können und auch angemessen bezahlen können. So was ist echt ne Frechheit. Eigentlich müsste man denen noch ne Rechnung schicken für die Zeit die Sie verschwendet haben...

mfg

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Beitrag von Codiak » Fr, 26. Mär. 10, 13:10

Das klingt schon alles nicht so prickelnd. Heisst es doch eigentlich, dass Ingenieursmangel vorherrschen solle!
Man kann alles schaffen, man muss nur wollen !

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Beitrag von Der_Dayvid » Fr, 26. Mär. 10, 13:36

jaronimo hat geschrieben:Ganz ehrlich: Absolut unverschämt.

Es ist auch wirklich wichtig, dass sich kein Ingenieur dazu herablässt so in einen Job zu starten. Ansonsten machen wir uns selber den Markt kaputt.
100%ige Zustimmung!!! Wer sowas annimmt schadet damit allen Absolventen. Das ist eine Unverschämtheit!

Sich über fehlende Fachkräfte beklagen und dann 800€ zahlen wollen. :evil:

Weiter kommt noch dazu, dass das eigene Image bzw. der CV dadurch beschädigt werden kann. Du bist immer nur so wertvoll wie du dich verkaufst. Machst du ein praktikum als fertiger Ingenieur, dann könnte das zukünftigen potenziellen Arbeitgebern zu denken geben. Lieber noch intensiver suchen und schnell zu einem befristeten Arbeitsverhältnis kommen. Vielleicht auch weniger Bewerbungen schreiben, aber dafür besser recherchiert/vorbereitet, so dass du ein wirklich passendes Unternhemen/Stelle findest.

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Beitrag von König » Fr, 26. Mär. 10, 14:55

Ich würde das Angebot auch nicht annehmen. Arbeitsmarktsituation hin oder her. Die sogenannte Krise ist eh ziemlicher Unsinn, zumindest wird sie schlimmer geredet als sie ist und dient sehr gut, Arbeitnehmer unter Druck zu setzen. Es wurde schon richtig gesagt, wenn die ernsthaftes Interesse haben, würde sie dir eine befristete Stelle anbieten. Einen Akademiker für 800€ im Monat wahrscheinlich auch noch Vollzeit arbeiten zu lassen ist ganz und einfach unverschämt. Rechne dir mal den Stundenlohn aus, da verdienste ja beim Pizzaservice mehr Geld. Klar könnte man sagen, dass du dich damit auch weiterqualifizierst, aber das sollte meiner Meinung nach genauso bezahlt werden, schließlich investiert der Arbeitgeber ja in dich, damit du ihm das durch den Mehrwert deiner Arbeit "zurückgeben" kannst.

Lass dich bitte nicht entmutigen, versuche es mit Initiativbewerbungen und in anderen Bereichen.
Wenn du den Kopf in den Sand steckst, guckt dein Arsch immer noch heraus!

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Beitrag von Matzesl » Fr, 26. Mär. 10, 18:13

Schonmal bei Püttjer & Schnierda versucht? die haben auch sehr bekannte buchreihen veröffentlicht und haben sehr hohe erfolgsquoten, auch mit schwierigen fällen und zu denen zählst du ja offensichtlich nicht. in der bib sind meines wissens nach einige ihrer bücher hinterlegt. anschaffung lohnt ansonnsten auch. hast zwar schon mit profis über deine bewerbungstaktiken gesprochen aber wie gesagt, von den beiden habe ich schon von vielen seiten positives gehört.

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Beitrag von Dauergast » Fr, 26. Mär. 10, 20:15

Mein Eindruck zur Lage:
Ca. ab September 2008 wurden bei den "echten" Firmen (Nicht-Dienstleistern) unbefristete Einstellungen massiv runtergefahren (mehr oder weniger "Einstellungsstop"). Gleichzeitig wurden Vergaben an Dienstleister reduziert. Und Besserung ist seitdem nicht wirklich eingetreten.
Für Absolventen heißt das nun, dass Sie weder beim Dienstleister, noch bei "echten" Firmen eingestellt werden können. Wenn überhaupt, dann noch eher befristet als unbefristet.
Ich stelle fest, dass einige Absolventen, die eigentlich "ganz normal" arbeiten wollten, aus der Not heraus den Weg Richtung Dr. einschlagen (an der Uni oder Doktoranden-Programme in Firmen), was ja einer mittelmäßig bezahlten (18000-36000 EUR brutto), befristeten Anstellung entspricht.
Von Praktika für Absolventen habe ich (im Ingenieur-Bereich) noch nix mitgekriegt. Sehr wohl ist es aber so, dass das Gehaltsgefüge durcheinander geraten ist. Von den 43000 kann man sich verabschieden (oder muss halt sehr lange suchen). Ich habe von Leuten gehört, die befristete Verträge für 25000 angenommen haben.
[Soviel zur Laberei die Krise sei gar nicht so schlimm...]

Zum konkreten Fall:
Ich glaube die Kombi "Ausbildung + Studium" wird bei einigen wenigen Arbeitgebern als positiv beurteilt, bei den meisten ist der Standard aber "Abi + Studium". Wenn es auch nur einen "normalen" Bewerber gegen dich gibt (und es sich um eine Stelle handelt, für die eine Ausbildung kein Plus ist), dann hast du schlechte Karten.
Genauso mit den Noten: Wenn du "durchschnittliche" Noten hast, dann ist die Chance groß, dass es einen zweiten Bewerber mit besseren Noten gibt. (btw: Sag doch mal was aus deiner Sicht die Durchschnitts-Abschluss-Note ist? Bedenke, dass die Personaler auch FH-Bewerber auf den Tisch kriegen!)
Zur Gehaltsvorstellung 43000 habe ich ja schon was gesagt. Probier mal 39000, das klingt doch viel bescheidener. Oder wenigstens glatte 40000.
Ich würde lieber irgendwo für irgendwelches Geld arbeiten (im Ingenieur-Bereich versteht sich), als arbeitslos zu Hause zu sitzen. DAS sieht doch mal richtig Scheiße im Lebenslauf aus!
Also fang an zu dumpen. Irgendjemand wird dich schon für mehr als 800 EUR pro Monat einstellen. Von da aus kannst du dann "in Ruhe" weitere Bewerbungen schreiben.

Und noch die Sache mit dem Fachkräfte-Mangel:
Zum einen sind die Zielvorstellungen der Firmen stets überzogen (25-jähriger Spezialist für XY, 10 Jahre Berufserfahrung, gern mit Promotion), zum anderen werden Studiengänge (und bisweilen auch die Ausbildungen) in Deutschland nicht schnell genug dem Bedarf angepasst. Es wird ja nichtmal jetzt das gelehrt, was heute gebraucht wird. Wie kann es da jemand schaffen schon heute den "richtigen" Abschluss mitzubringen.
Es ist also kein Widerspruch, dass der stinknormale MB-Absolvent von niemandem so richtig heiß umworben wird, und auf der anderen Seite viele Stellen offen sind. Weil eben die angeblich so vielen offenen Stellen jeweils ganz "bestimmte" Leute erfordern.
Fies gesagt: "Stinknormale" MBler gibt es schon genug in den Firmen. Da brauchen sie keinen einstellen. Und der bereits vorhandene Mitarbeiter kann sich vermutlich sogar schneller in der besagten Stelle zurechtfinden als einer der von der Uni kommt.

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